Libelle
Jahrelang teichtief ein unförmiges kriechwesen fressend wachsend haut um haut abstreifend
bis der tag kommt an dem es den spiegel durch- bricht sich rücklings öffnet aus sich selbst heraus
steigt - imago - schimmernd mit doppeltem flügelpaar tagelang lichtwärts
| Wo hier
Wir lebten schnell wechselten täglich das hemd sahen fern reisten weit kamen zurück und fanden den freund fortgezogen das haus abgerissen die eigene spur im museum
was blieb als uns einzureihen in den chor der telefonstimmen und anrufbeantworter was bleibt - elektronisches schnattern hier bin ich wo bist du hier bin wo bist hier wo
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Brosamen
es bricht auf das alte wort allein durch lesen im bücherstaub brichts weit auf
ein ganzes weizenfeld wächst heraus du siehst vögel picken und ein duft weht dich an von frischem brot
bei der Viehmännin am feuer sitzen Jacob und Wilhelm mit hungrigen ohr
| Winterade
Bitter nicht und nicht von dauer ach winter ach deine blumen deine
sterne rinnen aus haaren aus zweigen vom dach knips eine sonne an wirf einen schein graureif allüberall vergebens föhnst du ein loch hinein süßlich und lau schwingen kunsteisläufer sich ein bringt man den schnee zu fall zielgenau
bitter nicht und nicht von dauer ach winter ach deine blumen deine sterne rinnen aus haaren aus zweigen vom dach
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